Seit nun mehr als vier Jahren macht der Name Giovanni Weiss in der deutschen Jazzszene seine Runden. Er galt schon in sehr jungen Jahren als großes Talent, was ihm, trotz fehlendem Schulabschluss, zuerst ein Stipendium an der Musikhochschule Hamburg und in Folge darauf an dem renommierten Berklee College of Music in Boston einbrachte. Letzteres nahm er aus familiären Gründen nicht in Anspruch, obwohl Pat Metheney sein Dozent gewesen wäre. Das tat seiner künstlerischen Entwicklung jedoch keinen Abbruch. Zwei Alben hat Giovanni Weiss mit seiner Truppe Django Deluxe bisher veröffentlicht. Und zweimal hat er den Echo Jazz überreicht bekommen, zu jedem Album eins. 2013 und 2015 wurde er beide Male als bester Instrumentalist National Gitarre ausgezeichnet.
Django Deluxe haben mit ihrer von Sinti-Tradition und damit von Django Reinhardt Einflüssen bestimmten Stilistik, diese leicht Patina-behaftete Swing-Musik wieder ins Licht gerückt und ihr zu einer Erfrischungskur verholfen. Nach einem ersten Album in reiner Quartett-Formation, folgte eine Entwicklung in Richtung Orchestersound. Das zusammen mit der NDR Bigband eingespielte zweite Album „Driving“ lockte gleichzeitig illustre Gäste wie Soulsängerinnen Y’akoto und Ayo, sowie den Gitarristen Stochelo Rosenberg zu ihnen ins Studio.
Giovanni Weiss war immer der soundästhetische Träger dieser Formation und damit ist es nur logisch, dass er auch weiterhin die Marschrichtung vorgibt. Wir können sicher gespannt sein, welche Entwicklung sich zum nächsten Album zeigen wird. Sicher ist, dass es eine Entwicklung geben wird, denn Giovanni Weiss wiederholt sich nur ungern. Doch er bleibt dabei seiner Tradition verpflichtet, die zur DNA seines Gitarrenspiels gehört. Ein Spagat, der ihm sehr leicht zu fallen scheint.
„Die Kompositionen Django Reinhardts und die von ihm erweiterten Akkorde sind auch im 21. Jahrhundert immer noch ein wichtiger Bestandteil des Sinti-Swing-Repertoires“, reflektiert Giovanni Weiss, „bleibt er doch für alle in unserem Volk der unangefochtene Meister und ein großes Vorbild. Auch für uns. Aber Musik bewegt sich nur voran, wenn jeder mit der Inspiration Django Reinhardts auch seinen eigenen Weg geht. Zu schnöden Nachahmern taugen wir nicht. Wir wollen mehr.“Etwas, was der Musik von Giovanni Weiss schon immer eigen war, ist ihre großartige Seelentiefe. Und dazu braucht sie keinen Bombast, keine unnötigen Schnörkel oder eine Höher-Schneller-Weiter-Technik am Instrument. Weiss hält sie einfach und reduziert. Aber genau deshalb explodiert aus ihren Klängen die Kraft und Energie geradezu und dringt aus der Seele der Musiker kommend direkt ins Herz der Zuhörer. Aber was ist es, was da neben der Sinti-Swing-Klassik noch mitschwingt? „Natürlich wirst du als Sinti-Gitarrist immer mit Django Reinhardt konfrontiert.Doch unsere Ohren wurden bereits als Jugendliche in eine weitere Richtung geöffnet.“„Und zwar, als wir beim Rumstöbern auf dem Dachboden eine alte verstaubte Schallplatte fanden – eine des amerikanischen Gitarristen George Benson“, erzählt Giovanni Weiss, „ihr haben wir fasziniert zugehört und dann probiert, das nachzuspielen. Immer und immer wieder. So intensiv, wie wir uns vorher mit Django Reinhardt auseinandergesetzt hatten.“Der Eindruck, den George Benson auf Giovanni Weiss macht, ist so groß, dass der Hamburger heute noch mit der gleichen Gitarre auf der Bühne steht, wie George Benson – mit der legendären Gibson L-5.
Diese originelle Mischung aus eben genannten Einflüssen und dem natürlichen Talent ergänzt durch die Leidenschaft eines wahren Meisters an der Gitarre, scheint auch an Musikergrößen von Weltrang nicht vorbeizugehen. So wird Giovanni Weiss regelmäßig als Gastmusiker auf Bühnen eingeladen, wenn Stars wie Till Brönner, Raul Midon oder Soulsängerin Ayo in seiner Nähe ein Konzert geben.